Coach Frank H. Sauer im Interview: Der Unternehmenstransformator

Frank H. Sauer ist seit 1996 als Coach tätig und seit 31 Jahren innovativer Unternehmer. Im Interview spricht er über Unternehmenskultur, Transformationsprozesse und die besondere Bedeutung von Wertearbeit.

In den letzten 24 Jahren haben sich Frank H. Sauer über 2.000 Klienten anvertraut. Der gelernte IT-Techniker ist Coach, Dozent, Geschäftsführer der Akademie „DA VINCI 3000“ und hat als Autor u. a. „Das große Buch der Werte“ verfasst, das heute als Referenzwerk für die Arbeit mit und an Werten gilt.

KBAM: Herr Sauer, wie definieren Sie Ihre Rolle als Coach und welchen Mehrwert bieten Sie Geschäftsführern und Führungskräften mit Ihren Coachings?

Frank H. Sauer: Die Kurzfassung lautet „Mehrwert durch mehr Wert“. Das bedeutet, dass die plakatierten Werte in Leitbildern & Co mit systemischen Methoden oder Maßnahmen nicht „gelebt“ werden können. Unternehmer zu coachen heißt zunächst, Bewusstsein für das zu schaffen, was wirklich wichtig ist. Die Themen sind vielschichtig und würden hier den Rahmen sprengen. Zusammenfassend würde ich gerne beispielhaft die Überschriften „agil“, „BGM“ und „Change Management“ als eine seriös aufgepeppte, aber inhaltslose Hülle bezeichnen. Es ist wichtig, das zu konfrontieren, worum es in Zeiten von Wertewandel und Digitalisierung wirklich geht. Viele Unternehmen sind hier überfordert und verlassen sich dummerweise auf externe Berater. Mein Coaching schafft Bewusstsein für das, was wichtig ist und den Erfolg spürbar macht. Viele Klienten bezeichnen mich als Mentor, möglicherweise aufgrund meiner sichtbaren Erfahrung und des Interagierens als Sparringspartner auf Augenhöhe. Und sicherlich auch, weil ich gerne „Klartext rede“.

KBAM: In welchen Situationen oder bei welchen konkreten Problemen coachen Sie Unternehmer?

Frank H. Sauer: Das Know-how muss ins Unternehmen hinein. Dazu coache ich zunächst die Geschäftsführung und biete anschließend Workshops für die gesamte Führungsriege eines Unternehmens an. Gerne spreche ich auch mit Mitarbeitern, um deren Ambitionen oder Sorgen zu erfassen. Die Herausforderungen eines Unternehmers sind vielschichtig. So geht es um Transformationsprozesse und die Entwicklung von Strategien, aber auch um Druck, Konflikte, latente Missverständnisse und zu geringe Wertschätzung auf allen Ebenen. Häufig werde ich auch darum gebeten, die Mitarbeitermotivation zu steigern oder Personalführung zu optimieren. Bestenfalls helfe ich dabei, eine selbstbestimmte Unternehmenskultur zu etablieren bzw. ein oft schon vorhandenes Leitbild tatsächlich zu leben. Darüber hinaus biete ich Unternehmern, z. B. für tiefgreifende Prozesse der Veränderung, auch Outside-Coachings an, die auf Mallorca, in Andalusien oder an anderen inspirierenden Orten stattfinden.

KBAM: Einer Ihrer Schwerpunkte ist die Unternehmenskultur. Warum ist eine klare und gelebte Unternehmenskultur so wichtig?

Frank H. Sauer: Fast alle Probleme wurzeln in der unbewussten Unternehmenskultur. Sie definiert sich durch die Geschichten, die man sich inner- und außerhalb des Unternehmens erzählt. So lassen sich essenzielle Probleme lösen, wenn die Kultur analysiert und konstruktiv aufgebaut wird. In einer kooperativen Unternehmenskultur haben die Mitarbeiter Orientierung, sind agil und arbeiten viel effektiver. Ein Hauptfaktor dabei ist die Vorbildwirkung von Vorgesetzten. Die Etablierung einer Unternehmenskultur ist ein komplexer Prozess, bei dem es jedoch nicht per se um Umsatzsteigerung geht, vielmehr um intelligente Flexibilität mit Sicherung der Grundwerte. Der Kunstgriff ist, traditionelle Werte mit innovativem Zeitgeist zu kombinieren. Dann werden Veränderungsprozesse zum Kinderspiel.

KBAM: Wie können Sie Firmen dabei unterstützen, eine Unternehmenskultur zu initiieren, und was verstehen Sie in diesem Zusammenhang unter „Wertearbeit“?

Frank H. Sauer: Unternehmenskultur hat mit Leitbildern, Vorbildern und Werten zu tun. Wenn ich Unternehmen berate, überprüfe ich zuerst gemeinsam mit der Führungsspitze die Strategie und wir ermitteln die zu treffenden Entscheidungen. Die Anschlussfrage lautet: Wie transportiere ich das auf die Mitarbeiter? Hier kommt „echte“ Wertearbeit ins Spiel, mithilfe derer sich die im Unternehmen vorhandenen Wertesysteme herausarbeiten lassen. Dabei werden die Werte der Mitarbeiter mit den Kernzielen des Unternehmens in Einklang gebracht und dafür sogenannte Haltungswerte für alle Führungskräfte ermittelt. Den Unternehmen liefere ich einen Baukasten mit Bedienungsanleitung und trage somit zur aktiven Gestaltung der gewünschten Unternehmenskultur bei. Unterstützend habe ich viele Tools für Wertearbeit entwickelt, die man unter www.werteland.de einsehen kann. Besonders interessant ist ein Umfrage-Tool für die Werteermittlung aller Mitarbeiter, dessen anschauliche und verdeutlichende Auswertung von uns übernommen wird. Weiterhin haben meine Studenten ein „analoges“ Wertespiel entwickelt, das lebhafte und teils konfrontative Diskussionen spielerisch ermöglicht sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung einander gegenüberstellt. Auch bilde ich Werte-Coaches aus, was für besonders ambitionierte Mitarbeiter eine tolle Zusatzausbildung darstellt und das Know-how in das Unternehmen hinein transportiert.

KBAM: Herr Sauer, herzlichen Dank für das Gespräch.

Miriam Leschke

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