SZZ Kapitel 02: Wer du bist

Kapitel aus dem Buch „Spielend zum Ziel – Handbuch für das Erreichen Ihrer persönlichen Ziele


„An Habe gewinnen heißt an Sein verlieren.“
Lao-tse


Was sagen die Philosophen

Fast alle Philosophen jeder Zeitepoche haben sich mit der Frage nach dem SEIN beschäftigt. Welche Erkenntnisse sie auch immer darüber hinausposaunten, die Frage blieb stehen – wie ein Fels in der Brandung. Ein guter Freund von mir hat dem Thema vor vielen Jahren ein ganzes Buch und viel Zeit seines Lebens gewidmet. Aber die Frage ist immer noch da, wie ich bei unseren sporadischen philosophischen Sitzungen feststellen konnte.

In den ernsten Wissenschaften wird die Frage nur noch oberflächlich diskutiert und meistens ignoriert. Das Sein, das Ego, unsere Identität ist scheinbar nicht zu greifen oder gar zu definieren. Dennoch möchte ich hier einige Altmeister zitieren, die unsere heutige westliche Kultur, auch mit Aussagen zur menschlichen Existenz, maßgeblich mitgezeichnet haben.

Aristoteles„Auch das Sein oder Nichtsein ist kein bedeutungshaltiges Zeichen der Sache, auch dann nicht, wenn man das „seiend“ an sich selbst nackt sagen würde, denn es selbst ist gar nichts, sondern bezeichnet eine gewisse Verbindung [zu etwas] hinzu, welche ohne das Verbundene nicht zu denken ist.“

Platon„Ich sage also, was nur irgendeine Wirkkraft besitzt, es sei denn ‚von Natur irgendetwas anderes zu tun‘ oder wenn auch nur das geringste vom unbedeutendsten zu erleiden – und wäre es auch nur ein einziges mal -, alles in exakter Weise sei; denn ich setze als Definition (Grenze), um das Seiende in seinem Sein abzugrenzen, nichts anderes als Wirkkraft.“

Plotin„Wenn die Ideen nun viele sind, so muss es notwendig ein Gemeinsames in ihnen geben und auch ein Eigenes, wodurch sich die eine von der anderen unterscheidet. Dies Eigene also, dieser absondernde Unterschied ist die individuelle Gestalt der Idee. Ist aber eine Gestalt da, so gibt es etwas, das gestaltet wird, an dem der spezifische Unterschied ist; es gibt dort also auch Materie welche die Form aufnimmt und für jede das Substrat ist. Ferner wenn es in der oberen Welt einen intelligiblen Kosmos gibt und der irdische sein Abbild ist, dieser aber zusammengesetzt ist unter anderem aus Materie, so muss es auch dort Materie geben.“

Fichte„Dasjenige, dessen Sein (Wesen) bloß darin besteht, dass es sich selbst als seiendes setzt, ist das Ich, als absolutes Subjekt. So wie es sich setzt, ist es; und so wie es ist, setzt es sich; und das Ich ist demnach für das Ich schlechthin, und notwendig. Was für sich selbst nicht ist, ist kein Ich.“

Hegel„Das reine Sein macht den Anfang, weil es sowohl reiner Gedanke als das unbestimmte, einfache Unmittelbare ist, der erste Anfang aber nichts Vermitteltes und weiter Bestimmtes sein kann.“

Das sagen also die früheren Weisen, die unsere heutige Art zu Denken und vor allem zu Leben maßgeblich geprägt haben.

In unserer modernen Zeit haben wir wenig Muse, uns damit zu beschäftigen. Bei meiner Arbeit als Coach gehe ich dann gerne mal darauf ein und bin immer wieder erstaunt, wie sich viele meiner Klienten als heimliche Philosophen zeigen.

Doch leider bringt uns die Philosophie beim Erreichen von Zielen nicht wirklich weiter. Stellen wir uns also die Frage „Wer bin ich?“, mit dem Hintergedanken, herauszufinden, was wir daraus resultierend wirklich wollen und bereit sind dafür zu tun.

Einigen Kunden, die bei mir Ziele Coaching gebucht hatte, rate ich: „… wir müssen zunächst herausfinden, wer Sie sind – ich meine damit, wer Sie wirklich sind?!“. Sie schauen mich meist verdutzt an und denken so was wie: „???“.

Es ist interessant, dass alle, denen ich bisher diese Frage stellte, einen Moment lang regungslos blieben, als ob ich gefragt hätte: „Kennen Sie den Leibhaftigen* persönlich?“

* Leibhaftiger: Ein anderes Wort für Teufel.

Individualität erlaubt

Wer sind Sie also wirklich? Diese Frage ist eigentlich recht einfach, wenn auch individuell zu beantworten. Am häufigsten wird der Fehler gemacht, sich selbst über das zu definieren, was man besitzt oder gerade beruflich macht. Auch wenn wir hier gute Indikatoren finden sollten, schieben wir das erst einmal beiseite.

Jeder Mensch muss mit und für sich selbst herausfinden, wer er ist und genau das sollten Sie jetzt tun. Tun sie dies, damit Sie das erreichen, was Sie wirklich wollen und nachhaltig glücklich macht.

Beim ersten Analysieren verhält es sich wie bei einem Schneeball (Ursache), der eine Lawine auslöst: Wir schauen auf die große Lawine, jedoch nicht auf den unscheinbaren kleinen Auslöser, auf die energiegeladene Quelle, die das zeitversetzt wahrnehmbar Große verursacht. Unsere eigene Identitätsquelle liegt in den grundlegenden Absichten verborgen, die wir hegen oder in der Vergangenheit hegten. Diese steuern uns unbewusst durchs Leben und beeinflussen alles was uns im Leben begegnet und was wir tun. Oft plant unser Verstand großartige Dinge und Vorhaben, welche jedoch früher oder später zum Scheitern verurteilt sind, wenn sie nicht im Einklang mit den ursprünglichen Absichten sind. In späteren Kapiteln wird dies nochmals von jeweils anderen Blickwinkeln betrachtet.

Gehen Sie bitte zunächst davon aus, dass Sie nicht ganz genau wissen, wer Sie wirklich sind, sonst hätten Sie keinen Anlass dieses Buch zu lesen. Sie sind nicht gänzlich glücklich mit bereits Erreichtem. In unserer modernen Gesellschaft ist es fast unmöglich, gänzlich mit sich selbst und gleichermaßen mit seinem Umfeld und dem Rest der Welt zufrieden zu sein.

Zufriedenheit stoppt

Zufriedenheit ist nicht der höchste Zustand in dem man sich befinden kann. Zufriedenheit stoppt. Verwechseln Sie dabei Zufriedenheit bitte nicht mit Gelassenheit oder glücklich sein! Haben Sie niemals Zufriedenheit als persönliches Lebensziel – auch wenn Ihnen das einige „Opferprediger“ dringend empfohlen haben sollten, denn dann werden Sie niemals mit Gelassenheit und Siegeswillen nach neuen Ufern Ausschau halten – und stoppen somit Ihr persönliches und notwendiges Wachstum.

Diese und ähnliche Missverständnisse sind begründet in falsch gedeuteten religiösen Gebräuchen und politischen Glaubensmustern. Demut und Zufriedenheit sind nicht falsch – jedoch wurde mit den Tugenden MUT, SELBSTVERTRAUEN und ABENTEUERLUST bewiesen, dass die Erde rund und keine Scheibe ist, neue Kontinente entdeckt, ins Weltall geflogen, die christliche Inquisition beseitigt, das Internet erschaffen, viele Diktatoren gestürzt und noch sehr vieles mehr.

Ursache

Definieren Sie Ihre tatsächliche Identität in dem Sie auf das schauen, was in Ihnen verborgen ist (verborgen heißt in diesem Zusammenhang, Sie können es nicht klar erkennen, lediglich ahnen oder fühlen). Daraus schöpfen Sie Ihre eigene Kraft – ja, Sie aktivieren Ihr persönliches Kraftwerk, das stärker ist als viele Atomkraftwerke zusammen. Denn auch riesige Strom erzeugende Kraftwerke wurden von Menschen mit zunächst verrückten Ideen erschaffen, welche die kleine Ursache für große Wirkungen sind. Sie können also Ursache sein, für etwas, das um ein Vielfaches größer ist, als Sie sich (noch) zu träumen wagen.

Unser Inneres

Wie stoßen wir nun zu unserem Inneren vor? Wie reaktivieren wir unser Selbstvertrauen und wie rehabilitieren wir uns als Individuum, das erfolgreich, gesund, glücklich und ausgeglichen ist?

Nun wird es ernst! Ich möchte Ihnen hierzu erst ein paar Fragen stellen, für dessen Beantwortung Sie sich gerne Zeit lassen können. Stellen Sie sich die Fragen so, als ob es ein Dritter getan hätte. Einige dieser Fragen sind bewusst so formuliert, dass Sie innehalten müssen. Und genau dieses „Innehalten“ (in sich gehen) ist wichtig. Bitte lassen Sie die Fragen auf sich wirken.

Nehmen Sie sich einen guten Freund oder Freundin und lassen Sie sich diese Fragen stellen. Beantworten Sie diese dann so ausführlich, wie Sie es für gut befinden. Am besten ist, Sie schreiben das auf, was Ihnen spontan und als Erstes einfällt.

Machen Sie so lange weiter, bis Sie sich gut und gerne auch ein wenig mulmig fühlen. Dann sind Sie auf dem richtigen Weg zu Ihrem ICH. Zwischendurch kann es mühsam werden. Das liegt daran, dass Sie zu viel Nachdenken, statt zu fühlen und spontan zu sein. Manche meiner Kunden meinen, dies sei Knochenarbeit. Aber das ist ein gutes Zeichen, denn wir konfrontieren zum Teil schweren Ballast, den wir leider nun mal erst über Bord hieven müssen. Das Schwerste ist, das Zeug über die Reling zu bekommen, dann fällt es jedoch von alleine runter. Dieser eine Meter ist oft sehr schwer, muss aber logischerweise von uns selbst überwunden werden, den Rest erledigt die Schwerkraft.

Schreiben Sie die Antworten unbedingt auf und wenn es nur Stichworte sind!

Anmerkung: Im Buch gibt es Platz zum Reinschreiben Ihrer Antworten; nehmen Sie in der Onlineversion ein Stück Papier.

Fragen, die uns zum inneren Kern führen

Anschnallen, es geht los!

1. Was war Ihr wichtigster Kindheitstraum, bzw. wie stellten sie sich Ihre Zukunft vor?

2. Wurden Sie als Kind oder jugendlicher schon einmal unterdrückt, in Ihrer Art zu Denken oder zu handeln?

Wenn ja, geben Sie mindestens ein Beispiel!

3. Stimmen Sie grundlegend mit dem, was allgemein anerkannte Fachleute sagen, überein?

Und: Welchen Fachleuten würden Sie grundlegend vertrauen und glauben?

4. Haben Sie einen Bezug zu Kunst? Wenn ja, zu welcher?

5. Würden Sie gerne mal spontane Dinge tun, Sie können es aber nicht wegen lästiger Verpflichtungen?

Wenn ja, welche?

6. Was war Ihr verrücktester Kindheitstraum?

7. Lieben Sie es, etwas zu erschaffen, erträumen oder zu erzählen? Wenn ja, was?

8. Von was oder von wem werden Sie abgehalten etwas zu tun, was Sie schon länger oder immer wollten?

9. Wo ist Ihrer Meinung nach der Mittelpunkt des Universums?

10. Wie stellen Sie sich die Zukunft Ihrer Nachkommen vor?

11. Was oder wer hat Ihnen Ihr Selbstbewusstsein verkleinert? Schilder Sie Details – auch wenn Sie es oben schon erwähnt haben!

12. Haben Sie Angst vor Dingen, die nur theoretisch passieren könnten?

13. Lassen Sie es zu, wenn man Ihnen hilft?

Schreiben Sie ALLE Antworten – auch scheinbar belanglose – zu den Fragen auf und verstauen Sie diese an einem vertrauten Ort!

Damit sind Sie fürs Erste gut vorbereitet, dem folgenden Kapitel ehrlich entgegenzutreten: Die Falle.


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